Tibet – Mythos und Wirklichkeit

Rezensionen:

Tibet ist eines der faszinierendsten Ländern der Welt, Buddhismus und Philisophie des Dalai Lama begeistern aufgeschlossene Bewohner der westlichen Hemisphäre ebenso wie die Architektur der goldenen Dächer von den höchsten Bergen der Welt. Doch geschieht diese Begeisterung aus einer Mischung aus Halbwissen und Sinn für Exotik. Wer seine Liebe zu Tibet auch durch die Ratio verifizieren will, dem sei dieses großformatige herrliche Buch eindringlich ans Herz gelegt! Hans Först, Reisepublizist und -leiter, nimmt uns als teilnehmende Beobachter mit auf die Reise, zu der uns der Dalai Lama mit einem Vorwort begrüßt. Schon im einführenden Kapitel "Das Land und seine Menschen" springt der Funke über. Hier leben Menschen in Bescheidenheit im harmonischen Einklang mit der Natur. Prachtvolle Bilder von prachtvollen Trachten, neugierige und hoffnungsfrohe Kinderaugen, Folklore - Tänze, buddhistische Tempel und Grabstätten sind weit mehr als Beiwerk zu den mitreißenden Texten. Dichtkunst von Milarepa und Rechungpa lassen uns verweilen, ehe wir mit den Ausführungen zur chinesischen Invasion schrill aus den Träumen gerissen werden. Bezeichnend by the way, dass sich aus den Vereinten Nationen einzig und allein El Salvador zu einem Antrag auf Verurteilung Chinas entschließen konnte. Gerade dieses Kapitel, dass einen unerträglichen Fall von Ungerechtigkeit und Machtfixierung derart plastisch beschreibt, dass einem die Tränen in die Augen schießen wollen, zeigt eines auf: Der Glaube versetzt Berge, um im Wortbild zu bleiben. Mit Würde und Stolz ertragen die meisten Tibeter die Repressalien und beinahe hört man Buddha flüstern: "Die Zeit löst vieles!" (aus: Das dosierte Leben Numero 38. Reh-Zensionen. Text-, Bild- und Tonträger in der Kritik, 2004)

Tiefe Einblicke. Tibet.
Tibet ist nicht nur weit entfernt, es ist auch ein schwer zugängliches Land. Wer sich auf eine Reise dorthin vorbereiten möchte, hat es schwer, Literatur zu finden, die über die üblichen Verdächtigen ... hinausgeht. Da muss man schon mal auf etwas ältere Werke zurückgreifen. Wer sich über die Menschen, ihre Religion, Kultur und ihre Geschichte informieren möchte, findet in diesem Bildband nicht nur attraktive Fotos, sondern auch profunde Texte von Tibet-Kenner Först. Er beschreibt das Leben der Nomaden in der weiten Ebene, erklärt ihre Rituale und Gebräuche. Viele prächtige Bilder zeigen die tiefe Frömmigkeit der Tibeter und die eigenartige, üppige Pracht ihrer Tempel. Einiges hat sich seit dem Erscheinen des Bandes in Tibet verändert. Nicht nur in Lhasa, wo die Eröffnung der Tibet-Bahn für einen noch größeren Zustrom von chinesischen Einwanderern und ausländischen Waren sorgt. Auch auf dem Land, wo die Nomaden mehr und mehr aus ihren angestammten Gebieten verdrängt werden. Doch die Tibeter zünden weiter ihre Butterlampen an, drehen die Gebetsmühlen und entrollen in großer Zeremonie ihre Thankas. Warum, erklärt dieses Buch. (-me-, in: Westfälische Nachrichten, Nr. 115, S. 6, 19. Mai 2007)