Literatur & Erlesenes
Die Fliegenorgel
Eine Kindheit im Vulkanland
Die heimatlichen Wurzeln der Autorin liegen im bäuerlich-ländlichen Umfeld des südoststeirischen Hügellandes. Margareta Suppan wuchs in einer großen Geschwisterschar auf und war eingebettet im bäuerlichen Leben der Familie. Nach einer entbehrungsreichen Kriegszeit wurde ihr der Weg zur Ausbildung einer Volks- und Hauptschullehrerin ermöglicht.
In einer wohltuenden und ehrlichen Sprache berichtet sie vom kargen, aber fröhlichen Leben ihrer Kindheit und Jugendzeit sowie von den großen und stillen Ereignissen des Lebens zwischen Geburt und Tod.
Der Leser wird mit hineingenommen in den Jahrlauf mit seinem Brauchtum und wird durch die detailgetreue Schilderung in eine Welt geführt, die heute schon vergangen ist. Der Blick zurück lässt aber nicht nur Nostalgie aufkommen, sondern schärft auch das Verständnis für die Gegenwart. Vergangenes wird so vor dem Vergessen bewahrt.
Für uns alle ist dieses Buch ein wunderbar geschriebenes Vermächtnis, welches von den Mühen und Seligkeiten einer Generation berichtet, einer mühseligen, aber auch schönen Zeit.
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Eine Welt im Kleinen wie im Großen
Diese Kindheitserinnerungen verblüffen: Sie sind mit einer Detailgenauigkeit sondergleichen verfasst und vermitteln ein äußerst plastisches Bild jener Zeit und jener Landschaft. Es sind die 30er-, 40er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die sich im oststeirischen „Vulkanland“ abspielen, in der Gegend um Mahrensdorf, etwa 5 km südlich von Fehring. Ihre Erzählung beginnt die Autorin mit Geburt und Taufe. Dann wird von der Namensgebung berichtet, von den Kleinkinderjahren, den Kinderspielen, der „literarischen Früherziehung“, welche die Kinder durch die Märchenerzählungen der Mutter erfuhren. Ein anderes Kapitel betrifft die Musik, der die Bauernkinder vor allem in Form der Kirchenmusik begegneten. Aber das Hauptthema des Buches ist die Arbeit am Hof, in die von frühester Jugend an die Kinder eingebunden waren. Bis ins kleinste Detail werden dieses Arbeiten geschildert, die sich nahezu immer auf die Verköstigung und deren Vorbereitung, auf Ernte und Verarbeitung beziehen. Allein die Schilderung der Kraut-Zubereitung umfasst eine gute Seite. Es ist bewundernswert, aus welch stupendem Gedächtnis die Autorin schöpft und welche Welt im Kleinen wie im Großen sie aus ihrer Erinnerung hervorzaubert. Eines der interessantesten Kapitel ist dem Krieg und der Nachkriegszeit gewidmet, ein eigenes Kapitel auch dem „Leben, Leiden, Sterben“, ein Kapitel dem heimatlichen Bauernhof in seinen räumlichen Gegebenheiten und vieles andere mehr. So ist das Buch eine Fundgrube für den Volkskundler, Sozialhistoriker und Mundartforscher. (Wolfgang J. Pietsch, in: steirische berichte 1/2013, S. 45)