Sachbücher, Monografien & Dokumentationen
Wien. 2000 Jahre Garnisonsstadt, Bd. 7
Militärische Bestattungs- und Gedenkkultur, Soldatenfriedhöfe und Kriegerdenkmäler
"Ich hatt‘ einen Kameraden...
Treu bis in den Tod!"
Im vorliegenden Sonderband der Reihe "Wien. 2000 Jahre Garnisonsstadt" mit dem Titel „Ich hatt‘ einen Kameraden ... Treu bis in den Tod!" – Militärische Bestattungs- und Gedenkkultur, Soldatenfriedhöfe und Kriegerdenkmäler" werden alle Gedenk- und Votivtafeln, Denkmäler und Epitaphe sowie die Grabstätten aller in Wien in Kirchen oder auf Friedhöfen beigesetzten in- und ausländischen Militärs dargestellt. Es wird aber auch auf die spezielle Beziehung des Soldaten zum Tod („Getreu bis in den Tod") und auf die Besonderheiten der militärischen Begräbnis- und Gedenkkultur aus der Sicht aller im Militärkommando Wien vertretenen Glaubensgemeinschaften eingegangen.
Ergänzt wird der Band durch einen Stick mit den Daten aller verstorbenen Militärs, die auf den Wiener Friedhöfen bestattet sind (alphabetisch und nach Grabnummern geordnet), sowie den Bildern von deren Grabsteinen. Dazu kommen die Listen mit den Namen aller Gefallenen, die auf den diversen Gedenktafeln im öffentlichen Raum, aber auch in Gebäuden, Kirchen und Schulen, angeführt sind.
Vorwort des Autors:
Wir Soldaten (und das gilt in eingeschränkter Weise auch für die Angehörigen der Polizei oder der Feuerwehr) haben eine eigene Beziehung zum Tod, impliziert unser Dienst doch die Bereitschaft, notfalls auch unser Leben für die uns Anvertrauten hinzugeben.
Mit dem Gelöbnis „Treu bis in den Tod!“, welches die Damen und Herrn Leutnante bei ihrer Ausmusterung an der Theresianischen Militärakademie leisten, beginnt die Laufbahn jedes Offiziers bereits mit dem Blick auf den Tod.
Dieser ist für den Soldaten bei der Beurteilung seines Handelns eine stets mit zu beurteilende Komponente. Keine andere Berufsgruppe hat das Pouvoir, einen Auftrag mit dem letalen Waffengebrauch erfüllen, bzw. dem Befehl eines Vorgesetzten dazu zwingend Folge leisten zu müssen. Im Umkehrschluss sieht sich der Soldat aber auch öfter und direkter mit dem Tod und dessen Folgen konfrontiert als alle andere Bevölkerungsgruppen.
Der Tod einer Kameradin, eines Kameraden trifft den Soldaten doppelt schwer – ist er doch das Ende einer speziellen Beziehung, die auf Kameradschaft, Verlässlichkeit, Treue – eben bis in den Tod – aufgebaut war und ist. Dieses besondere Verhältnis zum Tod kommt im gesamten Bereich des militärischen Totenkultes zum Ausdruck. Es findet seinen Höhepunkt und Abschluss im Signal des Trompeters und im Lied „Vom guten Kameraden“ am Grab eines Soldaten.
Kriegerdenkmale sind mit einer in die Zukunft gerichteten Aussage auch Träger einer bestimmten Botschaft an die Überlebenden und die nachfolgenden Generationen. Als solche sind sie Spiegel sowohl der jeweiligen sozialen, politischen und militärischen Situation als auch der ideologischen und religiösen Grundeinstellung ihrer Stifter. Umso bedauerlicher ist es, wenn in der heutigen Zeit Denkmäler im Allgemeinen, und Kriegerdenkmäler im Speziellen, immer mehr einer ideologischen Bewertung auf politische Korrektheit mit dem Wissen von heute – und ohne Rücksicht auf die Eigenheiten der „damaligen“ Zeit zu nehmen – unterzogen werden.
Die Tatsache, dass von den während und nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich bewusst im Zentrum der jeweiligen Ortschaft zu Erinnerung an ihre Gefallenen errichteten Denkmälern nur mehr ein Drittel am ursprünglichen Platz stehen, ein Drittel auf einen nahegelegenen Friedhof transferiert (und damit aus dem täglichen Leben abgeschoben) und ein Drittel überhaupt entfernt wurden, ist besorgniserregend.
Dieselben Personen, die die Errichtung eines Denkmals für alle Deserteure – ohne Differenzierung nach deren Beweggründen – als selbstverständlich erachten, maßen sich gleichzeitig an, bei den Soldaten deren Redlichkeit im Einzelfall in Zweifel zu stellen. Besonders bedenklich wird das, wenn es zu Entweihungen von Soldatendenkmälern (wie etwa dem im Äußeren Burgtor) oder Soldatengräbern, zur Aberkennung ihrer Schutzwürdigkeit oder sogar zu deren Entfernung führt.
Ich lade daher alle ein, das gegenseitige Auf- und Abrechnen zu beenden, und sich stets der Tatsache bewusst zu sein, dass im Tod alle gleich sind. Denkmale sind wertfreie Zeugen der Geschichte und keine Objekte für deren Manipulation.
Dort, wo der Respekt vor den Toten verloren geht, geht er auch rasch vor den Lebenden verloren. Wehret daher den Anfängen!
Grabsteine erzählen Geschichte – Trauer, Einzelschicksale, Ungewissheit, Trost,
Grabsteine sind Ermahnung – nie wieder!
In diesem Band meiner Reihe „Wien – 2000 Jahre Garnisonsstadt“ steht daher im ersten Teil das militärische Totengedenken im Mittelpunkt. Es geht um die Verschiedenartigkeit des Abschiednehmens von einer Kameradin, einem Kameraden genauso, wie um das spätere Gedenken an sie bzw. an ihn. Bei der Bearbeitung bin ich in Bezug auf den Titel des Buches auf zwei Erkenntnisse gestoßen: Für den gläubigen Soldaten muss es „Ich hab‘ einen Kameraden“ heißen, bleibt er es doch auch über seinen Tod hinaus. Diesen Gedanken verdanke ich Oberst Harald Hasenmayer (siehe seinen Beitrag). Die zweite ist mir in Erinnerung an die leider zu früh verstorbene Militäroberkuratin Mag. Susanne Baus gekommen: Der ursprüngliche Titel ist nur im Kontext mit der Zeit, in der er entstanden ist, zu verstehen. Seit 1998 stehen auch in Österreich Soldatinnen im Bundesheer im Einsatz. Der Titel muss daher um das „...und eine Kameradin“ ergänzt werden.
Im zweiten und dritten Teil geht es um die Grundsätze des militärischen Bestattungs- und Gedenkwesens sowie deren Besonderheiten aus der Sicht der sechs Religionsgemeinschaften, die im Österreichischen Bundesheer eine eigene Militärseelsorge betreiben.
Der vierte Teil ist den verschiedenen Kriegerdenkmälern, Kriegerfriedhöfen und Kriegsgräbern gewidmet. Ergänzt wird dies noch durch die Darstellung der vielen Votivtafeln, die der Erinnerung an einen Angehörigen dienen, der fern der Heimat gefallen ist. Dabei wird kein Unterschied zwischen Dienstgrad, Dienststellung, Geschlecht, Konfession oder Nationalität gemacht. Im Tod sind auch wir Soldaten alle gleich.
Darüber hinaus möchte ich aber auch einen Blick auf die vielen Gräber von Soldaten und deren Angehörigen (soweit dies aus der Grabinschrift ablesbar ist) werfen, die eines „natürlichen“ Todes gestorben sind.
Auf den Friedhöfen in Wien liegen viele Persönlichkeiten begraben, die Besonderes auf den verschiedensten Gebieten – etwa im Bereich der Medizin, der Technik, der Forschung, der Literatur oder der Musik – für unser Land, und weit darüber hinaus sogar weltweit, geleistet haben. Und von denen kaum bekannt ist, dass es sich dabei um Militärs handelt. Auch ihrer wird in diesem Buch gedacht.
Da es den Umfang des Buches sprengen würde, alle erhobenen Namen der gefallenen und verstorbenen Kameradinnen und Kameraden und deren Angehörigen darin anzuführen, habe ich einen eigenen Datenträger, der zum Buch erworben werden kann, aufgelegt. Auf diesem befinden sich alle Namenslisten (alphabetisch und nach Gruppen gereiht), aber auch tausende Bilder der dazu gehörenden Grabsteine. Darauf wird im Buch durch die Anmerkung (Stick) hingewiesen.
Bei der Arbeit zu diesem Buch bin ich geprägt von der Ehrfurcht vor allen Opfern der Kriege, den gefallenen Soldaten genauso wie den zivilen Kriegstoten sowie den Opfern politischer, religiöser und rassischer Verfolgung. Ihnen möchte ich mit diesem Buch ein bescheidenes Denkmal setzen. Und das Buch soll auch einen Beitrag zum Denkmal- und Kulturgüterschutz, zur gelebten Traditionspflege und zur kontinuierlichen Überlieferung unserer christlich-abendländischen Wertvorstellungen leisten.
Kriegerdenkmäler und Gedenktafeln sind Ersatz für die Grabstätten in der Ferne, die man nicht besuchen und an denen man nicht seiner lieben Verwandten oder Freunde unmittelbar gedenken kann. Sie sind Speicher des Gedächtnisses.
An dieser Stelle möchte ich meiner Frau Gerda und meinem Kameraden Oberst Johann Hauner für die unermüdliche Mitarbeit bei der Erstellung der Bild- und Namensdateien danken. Ohne ihre Hilfe hätte ich diese Dokumentation in ihrem ganzen Umfang nicht erstellen können.