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ISBN: 978-3-7059-0085-1
23,5 x 30,5 cm, 160 Seiten, 220 Farbfotos
Text German and English

Sinai

Reflexionen aus der Stille

Sinai ist eine Gebirgswüste, ein karges Land mit großer spiritueller Kraft, das seit jeher von nomadisierenden Beduinen bewohnt wird. Die drei Autoren erleben in einer Karawane als "Nomaden auf Zeit" mit den Beduinen und ihren Kamelen diese Wüste. Das vorliegende Buch reflektiert in Wort und Bild das Leben der Beduinen, die grandiose Landschaft und die stillen Abenteuer.

Sinai is a mountainous desert, a desolate land with great spiritual energy. It has been inhabited by nomad Bedouin since time immemorial. The three authors have experienced this desert together with a Bedouin and camel caravan as „nomads in time“. This present book reflects in words and images the life of the Bedouin, the magnificent landscape and adventures in tranquility.

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Sinai

Vorwort

Ein Nachtlager in der Wüste, das Feuer verglüht, Menschen in Schlafsäcken, unter Decken, tauchen in beginnende Träume ein. Hinter ihren geschlossenen Lidern zucken noch die fernen Blitze des Abendhimmels, stürmen noch die Wolkenbänke dahin, die irgendwo im Gebirge, weit weg, Regen gebracht haben. Das Wiederkäuen der Kamele klingt wie das Stapfen schwerer Schritte im Sand.
Plötzlich verstummen diese eintönigen Mahlwerke, plötzlich liegt ein Rauschen in der nächtlichen Luft, die jetzt intensiv würzig riecht, fast wie frisches Heu … und die feucht schmeckt. Menschen rappeln sich auf, schalten ihre Taschenlampen ein, gehen ein paar Schritte weit auf das Rauschen zu – und stehen staunend, ja ehrfürchtig, vor einem mächtigen Fluß, der die Lichtstrahlen spiegelt. Das Lager inmitten das ausgetrockneten Nichts ist plötzlich ein Lager am Ufer eines Flusses. Das ist eines der Wunder von Sinai.
Ein Wunder, so flüchtig wie ein Traum. Denn am nächsten Morgen gurgelt dort, wo in der Nacht ein Fluß vorbeiströmte, nur mehr ein kleines Rinnsal dahin. Doch das Wunder löst ein anderes, weniger flüchtiges, an jenem Morgen aber noch nicht sichtbares aus. Der nächtliche Gast aus den Bergen hat Feuchtigkeit und fruchtbare Ablagerungen hinterlassen – und die Saat gleich selbst in diese natürlichen Beete gelegt: Vom Wasser eingeschwemmte Samenkörner werden keimen, scheinbar abgestorbene Pflanzen werden wieder austreiben. Dieser Frühling in der Wüste legt Zeugnis ab vom Wunder des Regens, der nach drei Jahren Trockenheit wiedergekommen ist. In diesem Frühling blüht die Wüste!
Wir rochen und sahen diesen Eintagsfluß am sechsten Tag unserer zweiwöchigen Rundwanderung. Beduinen begleiteten uns mit ihren Kamelen, die unser Trinkwasser und unsere Ausrüstung trugen.
Seltsam: Gerade in der Stein- und Sandwüste des Ostsinai ist das Wasser dauernd präsent – nämlich, abgesehen von solch einzigartigen Erlebnissen wie dem nächtlichen Fluß, gerade durch seine Abwesenheit. Ich spreche nicht von Durst, ich spreche von der Landschaft. In der sich mehrere Abwesenheiten des Wassers übereinanderlegen: Oft stundenlang zieht unsere Karawane durch ausgetrocknete Flußtäler zwischen Felswänden dahin. Ein andermal klettern wir durch einen Canyon, dessen Wände das Wasser geformt hat. Rundungen, Kurven, Kuhlen in den Sandsteinwänden wirken wie erstarrte Wellen und Wasserwirbel. In anderen Gegenden ist es , als hätte man sich auf den Grund eines ausgetrockneten Meeres verirrt, dicht an der Küste: Man wandert an mächtigen fossilen Austernbänken vorbei, man legt sich bei der Mittagsrast auf zu Stein gewordenen Sandbänken nieder, man findet beim Wandern zwischen all den Steinen plötzlich ein wunderbares Stück Koralle.
Und dann noch eines der vielen Wunder des Sinai: Oben auf dem Gipfelplateau des Gebel Barqa, nach zweieinhalbstündigem mühsamen Aufstieg, geht man – 1200 Meter über dem heutigen Roten Meer – auf weichem, federnden Sandboden wie auf einem Strand – und er ist, wie es sich von einem Strand gehört, von tausenden, versteinerten Muscheln übersät. Dort oben kulminiert das Erlebnis Sinai in eine fast mystische Dimension: Die Sonne, die Stille, die Weite der Landschaft, die sich wie ein ausgetrocknetes, scheinbar totes Meer bis an den Horizont ausbreitet. Nur scheinbar toter, alter Meeresboden, der sich in diesem Frühling in weiten Teilen in ein Blütenmeer verwandeln wird. So schließen sich die Kreise in der Natur – Wasser geht, Wasser kommt, Leben geht, Leben kommt. Im Rhythmus von Jahrmillionen. Und manchmal auch über Nacht. Wer das erlebt, spürt schließlich nichts als tiefen Frieden. Und daß er lebendig ist. (Werner Pöchinger)

Preis: € 12,00
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